Kamp-Bornhofen in der Literatur

Heinrich Heine: Zwei Brüder.

Heinrich Heines Lied von der Loreley, vertont von Friedrich Silcher , ist wohl eines der bekanntesten deutschen Lieder auf der Welt. Weniger bekannt ist, dass der Dichter auch das Thema "Die feindlichen Brüder", jener beiden Burgen über unserem Heimatort gelegen, literarisch verarbeitet hat. Sein Gedicht "Zwei Brüder" wurde durch Robert Schumann vertont. Der Text des Gedichtes weicht allerdings sehr von der bekanntesten Version der Sage ab.

Im nachfolgenden der Text des Liedes:

 

Oben auf des Berges Spitze

Liegt das Schloß in Nacht gehüllt;

Doch im Tale leuchten Blitze,

Helle Schwerter klingen wild.

 

Das sind Brüder, die dort fechten

Grimmen Zweikampf, wutentbrannt,

Sprich warum die Brüder rechten,

Mit dem Schwerte in der Hand?

 

Gräfin Lauras Augenfunken,

Zündeten den Bruderstreit.

Beide glühen liebestrunken

Für die adlig holde Maid.

 

Welchem aber von den beiden

Wendet sich ihr Herze zu?

Kein Ergrübeln konnt's entscheiden,

Schwert heraus, entscheide du.

 

Und sie fechten kühn verwegen,

Hieb auf Hiebe niederkracht's

Hütet Euch ihr wilden Degen,

Böses Blendwerk schleicht des Nachts.

 

Wehe! Wehe! blut'ge Brüder

Wehe! Wehe! blutg'es  Tal.

Beide Brüder stürzen nieder,

Einer in des andern Stahl

 

Viel Jahrhunderte verwehen,

Viel Geschlechter deckt das Grab;

Traurig von des Berges Höhen,

Schaut das öde Schloß herab.

 

Aber nachts, im Talesgrunde,

Wandelt's heimlich, wunderbar;

Wenn da kommt die zwölfte Stunde,

Kämpfet dort das Brüderpaar.

 

 

Robert Schumann "Die feindlichen Brüder".

Die Sage von den feindlichen Brüdern.

 

Das oben zitierte Gedicht von Heinrich Heine basiert auf einer Sage aus dem 16. Jahrhundert. Sie handelt von den beiden  Brüdern Heinrich und Konrad aus dem Bopparder Adelsgeschlecht der "Beyer".

Ihr Vater hatte eine Waise aus dem entfernt verwandten Rüdesheimer Adelsgeschlecht der "Brömser" in der Familie aufgenommen, wo sie zusammen mit den beiden Brüdern aufwuchs.

Die jungen Leute wachsen heran und beide Brüder verlieben sich in Hildegard, das Waisenkind. Hildegard jedoch, fühlte sich mehr zu Konrad hingezogen. Somit ließ der Vater der beiden jungen Ritter auf der anderen, rechten  Rheinseite zwei Burgen bauen: Sterrenberg für Konrad und Hildegard - und Liebenstein für Heinrich. Dieser,  immer noch in Liebe zu Hildegard entbrannt, litt sehr stark unter dem  Liebeskummer und so war bei ihm bald der Entschluss gereift, sich den Kreuzzügen ins Heilige Land anzuschließen.

Hier erwarb sich der tapfere Ritter soviel Ruhm, der auch bald in der Heimat bekannt wurde, was schließlich auch seinen Bruder Konrad bewog, ins Heilige Land zu ziehen, um dort seinen Mut zu beweisen. Nach einiger Zeit kehrte Heinrich wieder in seine Heimat zurück, um  zu berichten, dass sein Bruder nur kurze Zeit  im Heiligen Land gewesen und sodann nach Athen gereist sei,.

So zog Heinrich  mit Hildegard  auf Burg Liebenstein ein, um dort, - das heilige Band der Ehe respektierend,-  wie Bruder und Schwester zusammen zu leben. Als jedoch schließlich auch Konrad zurückkehrte, kam er nicht alleine, denn er brachte eine wunderschöne Griechin mit. Groß war die Enttäuschung bei Hildegard und groß  die Kränkung bei Heinrich, der seinen Bruder schließlich zum Duell forderte. Hildegard jedoch wollte das Bruderduell mit allen Kräften verhindern und trat zwischen die Streitenden. Sie werde dem weltlichen Glück entsagen um in Boppard dem Kloster Marienberg beizutreten.

Heinrich zog sich auf Burg Liebenstein zurück, während auf Burg Sterrenberg bei Konrad und der Griechin wüste Feste gefeiert wurden. Eine Streitmauer wurde zwischen den beiden Burgen errichtet und eine Zugbrücke trennte die beiden Brüder. Aber allzulange währte Konrads Glück nicht mehr, die schöne Griechin war mit einem anderen Ritter durchgebrannt und so kam es schließlich zur Versöhnung der beiden Brüder. Als nach wenigen Jahren Konrad verstarb, trat Heinrich in das Kloster Bornhofen zu Füßen der beiden Burgen ein. Heinrich und Hildegard sollen am gleichen Tage verstorben sein und so wird weiter berichtet, dass die Marienberger und die Bornhofener Totenglocke zur gleichen Zeit geläutet hätten.

 

Nachwort:Im Jahre 1950 wurde anlässlich der Jahrtausendfeier der Gemeinde Kamp-Bornhofen ein Theaterstück von einer Laienspielschar aufgeführt, unter dem Titel "Maya und Angela", welches genau der oben beschriebenen Sage folgt. Der Text stammte von Christoph Lampson, Regie führte damals der Schauspieler Karl Heinz Westphal-Mantius vom Koblenzer Stadttheater.

 

 

Die Sage von den Feindlichen Brüdern.- Eine weitere Version !

 

Diese Version, in unserer näheren Heimat am meisten bekannt,  handelt von den beiden Söhnen des Burgherren von Sterrenberg und Liebenstein, die beim Aufteilen des väterlichen Erbes ihre blinde Schwester hintergingen:

Beim Abmessen der Goldstücke mit einem Scheffel drehten sie das Gefäß herum, sobald die Schwester an die Reihe kam. Ihrer prüfenden Hand schien der Scheffel bis an den Rand gefüllt, während in Wahrheit nur der Boden bedeckt war. Die blinde Schwester ließ mit ihrem Anteil das Kloster zu Füßen der beiden Burgen errichten.

Allerdings brachte der zu Unrecht erworbene Reichtum den beiden Brüdern kein Glück. Sie verfeindeten sich dermaßen , so dass sie sogar eine Streitmauer zwischen ihren beiden Burgen errichteten. Als jedoch in vielen Jahren der Reichtum verschleudert war, versöhnten sie sich wieder. Sie beschlossen, aus diesem Anlass wieder gemeinsam auf die Jagd zu gehen, so wie sie es früher immer getan hatten.

Sie vereinbarten, dass der, welcher am anderen Morgen zuerst erwachte, den anderen mit einem Pfeilschuss auf den Fensterladen wecken sollte. Gesagt, getan;

Der Pfeil wurde abgeschossen und war auf dem Weg zur anderen Burg, als der Bruder soeben den Fensterladen öffnete. Der Pfeil traf ihn mitten ins Herz.

Aus Gram über die Tötung seines Bruders zog  der unfreiwillige Brudermörder mit den Kreuzrittern ins Heilige Land, wo auch er den Tod fand.

Eine kleine Abweichung in dieser Sage endet damit, dass die Brüder gleichzeitig die Fensterläden öffneten, gleichzeitig die Pfeile abschossen und beide zur gleichen Zeit

von einem tödlichen Pfeil getroffen wurden.  

 

 

Das Thema "Feindliche Brüder" kommt auch in einem Roman aus den "Zwanziger Jahren" des vergangenen Jahrhunderts zum Ausdruck, der unter dem Titel "die Herrgotsschenke" veröffentlicht wurde. Autor ist der aus St. Goarshausen stammende Schriftsteller Jörg Ritzel, der auch durch seine Geschichten und Balladen, in dem Buch "Der lachende Rhein" bekannt wurde.  Der Roman handelt ebenfalls von zwei adligen Brüdern aus Boppard, die sich in tödlichem Hass um eine schöne Frau streiten. Hauptort der Handlung ist eine Gaststätte im Bornhofener Tal, die auch heute noch, allerdings unter einem anderen Namen besteht. Jörg Ritzel ist auch  Autor des Liedes vom Rolandsbogen, das in seinem Roman erstmals erwähnt wird; "Ich kam von Fern gezogen, zum Rhein, zum Rhein!" 

fjm

 

 

Das Bornhofener Wallfahrtslied

Das Bornhofener Wallfahrtslied "Geleite durch die Wellen" wurde im Jahre 1842 von Guido Görres aus Koblenz verfasst. Vertont wurde es 1845 von Johann Kaspar Aiblinger aus München. Zunächst wurde es ausschließlich bei den Schiffswallfahrten benutzt, ist aber mittlerweile Bestandteil jeder Bornhofen- Wallfahrt.

Die gleiche Melodie wird in Bayern und Franken für ein anderes Marienlied verwendet.